Die Freiheit ist weltweit in Gefahr wie lange nicht. Der chinesische Dissident Liao Yiwu stellt sein neues Buch "18 Gefangene - Fluchtgeschichten aus China, dem größten Gefängnis der Welt" vor. Es steht in einer Reihe mit berühmter Dissidentenliteratur wie Solschenyzins „Archipel Gulag“. „18 Gefangene“ erzählt aber nicht nur von 18 Biographien oft politischer Häftlinge, sondern auch von 18 Ausbrüchen. Denn 18 Mal gelingt die Flucht über die Berge oder über das Meer: Freiheitsliebe, Erfindungsgabe und schierer Überlebenswille sind stärker als jede politische Unterdrückung.

Das Harbour Front Literaturfestival hat mit Wolf Biermann und Liao Yiwu zwei Poeten eingeladen, die, um für die Freiheit zu kämpfen, einen hohen Preis bezahlt, ja ihr Leben riskiert haben. Wir bringen die befreundeten Poeten erstmals gemeinsam auf die Bühne. Was haben die beiden Künstler zum zentralen Thema unserer Tage zu sagen? Ist die Freiheit eine Utopie, die stets aufs Neue scheitert? Scheitern muss? Oder: die Unzerstörbar ist?

Für beide spielte das epochale Jahr 1989 eine gewaltige Rolle: Es war das Jahr der friedlichen Revolution in der DDR, es war aber auch das Jahr, wo das Freiheitsbegehren der Studenten auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" unterdrückt wurde: sie wurden erschossen. Liao Yiwu schrieb damals das Gedicht "Massaker" und musste für Jahre ins Gefängnis, gefoltert und fortan verfolgt. Er lebte im Untergrund, schrieb das Leben der Erniedrigten auf, machte Straßenmusik, um zu überleben. Im Sommer 2011 gelang es ihm schließlich, über Vietnam ins Exil nach Deutschland zu fliehen. Vorausgegangen waren Verbote, bei der Frankfurter Buchmesse aufzutreten. In Deutschland angekommen wurde er mit dem Geschwister-Scholl-Preis (2011) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2012) ausgezeichnet und hielt im ausverkauften Thalia Theater die viel beachtete Eröffnungsrede der Lessingtage 2013: "Auf die Weltbühne geschneit."

Wolf Biermann, das jüdische Kommunistenkind aus Hamburg, ging einst hoffnungsfroh in die DDR, wurde dort mit Auftrittsverbot belegt, und schließlich 1976 ausgebürgert - in der Rückschau der symbolträchtige Anfang vom späteren Ende der DDR: in eben jenem Jahr 1989, als die Studenten in Bejing erschossen wurden.


Zum Buch „18 Gefangene - Fluchtgeschichten aus China, dem größten Gefängnis der Welt“:
„Hinter Gittern wurde ich zum Schriftsteller.“ Liao Yiwu

Während seiner Haftzeit sammelt Liao Yiwu – ausgezeichnet mit dem Geschwister-Scholl-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels – die Geschichten von Inhaftierten. Diese stammen sowohl aus den unterschiedlichsten Schichten der Gesellschaft als auch aus verschiedenen Jahrzehnten und Epochen der chinesischen Geschichte. Ähnlich wie Alexander Solschenizyn dokumentiert er so den Horror im »größten Gefängnis der Welt«. Er gibt einen Querschnitt durch die Gesellschaft und versammelt die Geschichten zu einer alternativen Historie Chinas.
„18 Gefangene“ erzählt aber nicht nur von 18 Biographien oft politischer Häftlinge, sondern auch von 18 Ausbrüchen. Denn 18 Mal gelingt die Flucht über die Berge oder über das Meer: Freiheitsliebe, Erfindungsgabe und schierer Überlebenswille sind stärker als jede politische Unterdrückung.


Über Liao Yiwu:
Liao Yiwu, geboren 1958 in der Provinz Sichuan, wuchs als Kind in großer Armut auf. 1989 verfasste er das Gedicht „Massaker“, wofür er vier Jahre inhaftiert und schwer misshandelt wurde. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis „Freiheit zum Schreiben“ ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2009 erschien sein Buch „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser“. 2011, als „Für ein Lied und hundert Lieder“ in Deutschland erschien, gelang es Liao Yiwu, China zu verlassen. Seit seiner Ausreise nach Deutschland erschienen die Titel 2Die Kugel und das Opium“ (2012), „Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch“ (2013), „Gott ist rot“ (2014), „Drei wertlose Vita und ein toter Reisepass“ (2018), „Herr Wang, der Mann, der vor den Panzern stand“ (2019) sowie der Roman „Die Wiedergeburt der Ameisen“ (2016). Zuletzt erschien 2022 sein Dokumentarroman „Wuhan“. Für sein Werk wurde er mit dem Geschwister-Scholl-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Liao Yiwu lebt in Berlin.


Über Wolf Biermann:
Wolf Biermann, Dichter und Liedermacher, wurde 1936 in Hamburg geboren. Er war die Stimme des Widerstands in der DDR und wurde 1976 ausgebürgert. Seitdem gibt er Konzerte in manchen Ländern. Für seine Dichtung wurde er vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Georg-Büchner-, dem Heinrich-Heine- und dem Hölderlin-Preis.

Einlass: 19:00 Uhr

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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