Nessi Tausendschön - 30 Jahre Zenit
Operation Goldene Nase
Menschen wollen lachen. Wir sind Menschen, wir wollen glücklich sein und nicht immer
nur hadern. Aber oft eben auch doch. Und genau das ist es, was abends auf den Kabarett-
bühnen im besten Fall passiert: Elegantes, kluges und schönes Hadern mit den großen,
aber auch mit den kleinen Themen des Lebens. Scheitern als Schanze, Erfolg durch
Zufall, Glück als Resultat kontinuierlichen Strebens nach Erkenntnis.
Seit 30 Jahren ist Nessi Tausendschön nicht von der Bühne zu bomben. 30 Jahre mondän
kultiviertes Schabrackentum, geschmeidige Groß- und Kleinkunst, Verblüffungstanz,
melancholische Zerknirschungslyrik und schöne Musik. Wenn Nessi die Brüche des
Lebens zelebriert, dann erwachen selbst die Seelenblinden im Publikum aus der distan-
zierten Erstarrung, dann verwischen sich die Grenzen zwischen innerer, erinnerter
seelischer Realität und äußerer leibhaftiger Gegenwart, zwischen Öffentlichkeit und
Privatem, ja Intimem und kein Auge bleibt trocken. Kurz gesagt: Nessi hat als Kaba-
rettistin eine Zunge wie eine Reitpeitsche, als Sängerin aber eine Stimme wie ein Engel.
Eine wunderbare Kombination.
Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass 30 Jahre Bühnen-Dasein an Frau Tausendschön aber auch nicht spurlos vorübergegangen sind: Sie ist Trägerin des Deutschen
Kleinkunstpreises und des Salzburger Stiers. Diese Auszeichnungen mögen stellvertre-
tend für die zahlreichen anderen Ehrungen stehen, mit der die Kulturindustrie das
kabarettistische Naturereignis Nessi Tausendschön gewürdigt hat. Und eines noch: Seit
der Böhmermannaffäre wissen wir alle: Satire bewirkt doch etwas, und wenn es nur
eine Staatsaffäre ist, haha. Und mit dem Wissen um das kleine Rädchen im großen Weltengefüge, das ich bin, kann ich guten Gewissens sagen: ich bin gerne Kabarettistin.
Eine Amüsierdame, eine Lustigkeitshure, eine Witzeprostituierte, eine Scherzkeksin, eine
Spaßkurtisane, eine Fezdirne, eine Joke-Bitch, eine Juxnutte, eine Gagschlampe, ein
Ulk-Callgirl, heute auf Neusprech heißt das wohl „Joke Account Facility Managerin“.
Gitarre: William Mackenzie
Foto: Carsten Bockermann
Einlass: 19 Uhr