Soul music! Das ist neuer „Soul“ aus Klassik und Klezmer, ein inspirierter Mix aus E- und U-Musik: Unterhaltung auf Topniveau, die unter die Haut geht, Ernst mit Tiefgang und Verve. „Soul Music“: dem Duo Gurfinkel aus Israel ist sein Programm auf den Leib und in die Seele geschrieben. Klassisch ausgebildet, sind die Zwillingsbrüder Daniel und Alexander Gurfinkel allerfeinste Klezmorim von heute. 2004, mit zwölf Jahren, haben sie im Duo unter Zubin Mehta debütiert. Seither konzertieren sie weltweit. Der italienische Pianist und Dirigent Antonio Losa, Studienleiter und Koordinator des Opernstudios am Theater Münster, ist ihr kongenialer Partner am Klavier.
„Soul Music“ hebt in Italien und an der Oper ab: Glinkas Trio pathétique entstand 1832 in Mailand, wo der russische Komponist täglich in die Scala ging und u.a. Donizetti und Bellini aufsog. „Ich kenne die Liebe nur durch das Leid, das sie bringt“, notiert der 28-Jährige theatralisch im Autograph seines Trios. Dieses aber klingt gar nicht tragisch, depressiv oder verzweifelt, sondern schwelgt in schönen Melodien, endet sogar triumphal. Komponieren als Selbsttherapie gegen Liebeskummer?
Mit den populärsten Themen und Melodien aus Bizets Oper „Carmen“ spielt der russische Komponist und Pianist Alexander Rosenblatt. Seine Suite ist ein feurig-frecher, im Andante bezaubernd melodiöser Mix aus Klassik und Jazz – ein Bravourstück. Vor frenetischer Energie fast berstend: Paul Schoenfields Trio. Der US-amerikanisch-israelische Komponist schreibt die klassische Moderne fort, indem er ihre Sprache mit den Tänzen und Melodien des Klezmer – Freylach, March, Nigun, Kozatzke heißen die Triosätze – fusioniert. Das klingt immer raffiniert, bisweilen bizarr und diabolisch, spielt im Nigun auf chassidische spirituelle Melodien an und mündet in einen ungebärdigen Kasatschok, der vom Stuhl reißt. Speziell für die Brüder Gurfinkel hat Uri Brenner, Israeli russischer Herkunft, eine brillante Duo-Suite nach dem Musical „Anatevka“ geschrieben. Und der ukrainisch-israelische Komponist Yuri Povolotsky machte ein elektrisierendes Best of-Trio aus seinem Album „Travelling to Klezmer“ mit melancholisch-zarten, munteren und wilden Melodien und Tänzen, markanten Akkordfolgen. Dabei schöpft er aus den Popularmusiken all der Länder, die den Klezmer der Klezmorim – jener Musiker, die diese jiddische Festmusik über 500 Jahre in Osteuropa, bis zur Shoah, spielten, und ihrer Erben, die ihn in den 1960ern in den USA wieder auferstehen ließen – einfärbten und bis heute lebendig halten.
Programm:
SOUL MUSIC
Michail Glinka (1804–1857): Trio pathétique d-Moll, für zwei Klarinetten und Klavier arr. von Arkady Gurfinkel
George Gershwin (1898–1937): Aus „Porgy and Bess“: Pearls, für zwei Klar. arr. von Raphael Feigelsohn
Alexander Rosenblatt (*1956): Fantasie auf Themen der Oper „Carmen“ von G. Bizet, für zwei Klarinetten und Klavier arr. von Uri Brener
Paul Schoenfield (*1947–2024): Trio, für zwei Klarinetten und Klavier arr. von A. Gurfinkel
Uri Brener (*1947): Fiddler on the Roof, für zwei Klarinetten
Camille Saint-Saëns (1835–1921): Rondo Capriccioso, für zwei Klarinetten und Klavier arr. von
R. Feigelsohn
Yuri Povolotsky (*1962): Best of „Travelling to Klezmer“, für zwei Klarinetten und Klavier
Künstler:innen:
Daniel und Alexander Gurfinkel, Klarinette | Antonio Losa, Klavier