Kunst und Kneipe, Pop und Pub, Musik und Metropole: die alten Tänze und Tunes von „der Insel“ und aus ihrer Hauptstadt reißen noch immer vom Stuhl, wenn das international preisgekrönte Ensemble Prisma, verstärkt durch Murat Coşkun, einen der besten Rahmentrommler:innen Deutschlands, aufspielt. Es scheint, als wollten die Virtuos:innen ihrem Publikum den Alltag austreiben – so wie John Playford 1651 mit seiner Sammlung „The English Dancing Master. Schlichte und einfache Regeln für das Tanzen von Kontratänzen, mit der Melodie zu jedem Tanz“.
London 1651: der Bürgerkrieg um Regierungsform und Religionsfreiheit, der seit 1642 zwischen Parlamentariern und Royalisten tobt, ist in der Endphase. Ihm fielen in den drei Königreichen England, Schottland und Irland 4-6% der Bevölkerung zum Opfer. Opernhäuser und Theater der Metropole sind geschlossen. Aber das Nachtleben brodelt: ein paar Stunden abtauchen, tanzen, trinken, singen, als gäbe es kein Morgen. Auf dem Feld stellen Gefolgsleute der Parlamentarier den Kriegskorrespondenten John Playford, Sympathisant des Königs, vor die Alternative, entweder in den Knast zu gehen oder den Job zu wechseln. Playford wird Verleger – mit einer genialen Idee: Er sammelt verbreitete country danses, Amalgame aus Volkstanz und höfischem Tanz, und bringt sie in Form eines Nachschlagewerks heraus. Das wird zum Bestseller und erfährt als „The Dancing Master“ bis 1724, mehrfach erweitert, 24 Auflagen. „The Division Violin“ folgt 1685: einfache Melodien mit der Anleitung, wie man über sie mit komplexen Verzierungen und Variationen („Divisionen“) improvisiert.
„Da ist so viel Leben in den alten Tunes, virtuosen Divisions und populären Songs, die man noch aus den friedlichen Tagen kannte!“ (Prisma) Das Ensemble Prisma & Murat Coşkun nehmen mit auf eine mitreißende, melancholische und virtuose, hitzige, witzige, spritzige Tour durch die Londoner Nacht, die Straßen und Kneipen. Neben Stücken aus Playfords Kollektionen spielen sie traditionelle irische Balladen, Jigs (Tänze und Melodien im Dreiertakt), und Reels (schnelle Tänze und Melodien im 4/4-Takt) sowie Arrangements berühmter populärer, auch neuerer, Kompositionen.
Programm:
STREETS OF LONDON
John Playford (1623–1686) – The Division Violin / The Dancing Master: The new hornpipe | Johnny Cock up thy beaver | Newcastle
Traditionelle irische Jigs und Reels: Trip it upstairs | My wife is a wanton wee thing | 9th of July | Dusty windowsills | The star of County down | The musical priest | Cooley’s | The Swallowtail | The sailor’s wife | Jenny’s wedding | The green fields | Kerry’s |Tatter Jack Walsh
Traditionelle irische Balladen: Archibald McDonald of Keppoch | Skye boat song | Niel Gow’s lament | Danny boy
John Playford – The Dancing Master: Daphne| All in the garden green | Upon a summers day | Godesses | Drive the cold winter away
Henry Purcell (1659–1695): Aus „The Fairy Queen“: If love is a sweet passion | Aus „Abdelazer“: Hornpipe Hole in the wall / Hornpipe | Curtain tune | Dido’s lament/The Plaint
Benjamin Britten (1913–1976): Down by the Sally gardens
Nicola Mattheis (1650–1714): The scotch humour
Ralph McTell (*1944): Streets of London
Thomas Ford (1580–1648)/Dávid Budai (*1993): Cate of Bardie
Künstler:innen:
Ensemble Prisma: Elisabeth Champollion,Blockflöte | Franciska Hajdu,Violine | Robert Smith,Viola da gamba | Fernando Olivas, Laute, Barockgitarre & Murat Coskun, Perkussion