Menschliches, Allzumenschliches nehmen Stefan Astakhov und Alejandro Picó-Leonís in den Blick – und aufs Korn. Ihre Liederauswahl setzt Spots, mal zart glühende, mal gleißende, aufs Menschsein (zumeist aus männlicher Sicht). Da ist Weisheit im Spiel, wenn die musikalische Wunderkammer sich auftut, ein „Panakustikum“ unserer Stärken und Schwächen erklingt. Stimmungen und Zustände werden evoziert, Geschichten erzählt, Seelen sprechen innig sich aus oder es verhöhnt beißend der Intellekt. Das Programm „Allzumenschlich“ ist eine emotionale Achterbahn. Denn die Vertonungen Schuberts, Schumanns, Busonis und Wolfs verstärken die Gedichte, es ist, als kämen diese erst als Lied ganz zu sich selbst. So dass man als Zuhörer:in nicht umhin kann, das, was gesungen wird, innerlich voll mitzuerleben.
Groteske, feiner Humor, Komik, Ironie, Spott. Ernst und Melancholie, Pathos und Schmunzeln. Feuerreiter, Elfen und Nachtgespenster. Aberglaube und Magie, Hybris und Nemesis. Romantische Sehnsucht übers Irdische hinaus, „nach Haus“ in die Transzendenz, und das Sehnen nach der fernen Geliebten, die mehr lockt als die große weite Welt. Die Versprechen, die Träume und illusionären Pläne des Verliebtseins, unerfüllte Liebe als Tragödie, als Weltuntergang. Suizidfantasie und Todessehnsucht. Der Tod als Tröster oder Schrecken. Dabei macht Mutter Erde alles richtig – wir müssten das nur erkennen ... Und in Gesellschaft: Machtgerangel, Verführung, Fake und Fassade, das Ringen um Anerkennung als fieses Nullsummenspiel.
Programm:
ALLZUMENSCHLICH
Franz Schubert (1797–1828): Auf der Bruck | Freiwilliges Versinken | Die Mutter Erde | Die Liebe hat gelogen
Robert Schumann (1810–1856): Mondnacht | Schöne Fremde | Märzveilchen | Ich wandelte unter den Bäumen | Entflieh mit mir und sei mein Weib | Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht | Belsatzar
Ferrucio Busoni (1866–1924): 5 Goethe Lieder: Lied des Brander | Lied des Mephistopheles | Lied des Unmuts | Schlechter Trost | Zigeunerlied
Hugo Wolf (1860–1903): Der Feuerreiter | Anakreons Grab | Der Glücksritter | Elfenlied |
Der Rattenfänger
Künstler:innen:
Stefan Astakhov, Bariton | Alejandro Picó-Leonís, Klavier
Stefan Astakhov, GWK-Preisträger (2018), der auch international wiederholt ausgezeichnet wurde und u.a. in Detmold studierte, ist seit 2022 Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. Seit seinem Debüt 2002 in der Carnegie Hall als Gewinner des Artist International New York Debut Award konzertiert der spanische Pianist Alejandro Picó-Leonís als Solist, Kammermusiker und gefragter Liedbegleiter auf internationalen Bühnen. Nehmen sich beide zum Schluss von „Allzumenschlich“ selbst wohl ein wenig auf die Schippe: „Dann ist der vielgewandte Sänger Gelegentlich ein Mädchenfänger; […] Und wären Mädchen noch so blöde, Und wären Weiber noch so spröde, Doch allen wird so liebebang Bei Zaubersaiten und Gesang.“
Foto: Liliya Namisnyk