Es gibt viele Weihnachtsoratorien. Und dennoch ist klar: wenn der Madrigalchor Alu Singen das Weihnachtsoratorium aufführt, dann muss es das von Johann Sebastian Bach sein. Kaum ein Werk geistlicher Musik ist so populär. Und auch wer’s schon gehört hat, auch mehrmals, kann nicht genug bekommen von der aufregend inszenierten, tänzerischen, zärtlichen, aufatmenden, leichten und erleichternden Musik. Dabei erzählt die Musik die Weihnachtsgeschichte, so wie sie in den Evangelien des Lukas und Matthäus zu finden ist. Und da fehlt es an nichts Weltlichem und nichts Menschlichem: Herrscher- und Verwaltungswillkür, Schwangerschaft und Geburt unter mühsamen Umständen, arme Tagelöhner, Gelehrte aus fernem Land, Hinterlist, Mord und Flucht. Kein Zweifel: für Dramatik ist gesorgt. Und wie Bach dafür alle Register zieht und die ganz irdische Geschichte mit höchstem Jubel durchsetzt – das kann man sich allerdings immer wieder anhören. Und dabei hören und spüren, wie in unserer Welt eine gute Botschaft für freche Hoffnung sorgt.
Viele Stücke im Weihnachtsoratorium wurden von Bach «recycelt». Ja, Bach verwendete für die Weihnachtsgeschichte Kompositionen, die Herrscher bei ihm für glanzvolle Anlässe bestellt hatten. Man nennt das «Parodieverfahren» und manche Kunstbeflissenen zweifelten darum an der Qualität dieser Musik. Vielleicht haben sie den tiefen Witz in diesem Verfahren übersehen: Die grossartige Musik – jetzt wird sie aufgeführt, um ein schwaches Kind in der Krippe zu bejubeln oder um das Staunen von Hirten zu vertonen. Nicht vor den weltlichen Herrschern verneigt sich diese Musik, sondern vor den Leuten, die im Stall bei Mist und Stroh das Licht der Welt entdecken.
Der Madrigalchor Alu Singen bringt die Teile 1-3 und 6 zur Aufführung. In Teil 1 wird die Geburt Jesu erzählt, in Teil 2 geht es um die Hirten auf dem Feld und ihre Begegnung mit dem Engel, in Teil 3 machen sich die Hirten zum Stall in Bethlehem auf. Teil 6 berichtet von den Weisen aus dem Morgenland.
Der Chor wird instrumental begleitet vom Orchester l’arpa festante, einem 1983 in München gegründeten Orchester, das der historischen Aufführungspraxis mit barocken Instrumenten verpflichtet ist. Die Solopartien werden gesungen von Alice Fuder, Sopran; Lieselotte Fink, Alt; Klemens Mölkner, Tenor und Michael Marz, Bass. Die Gesamtleitung hat Hartmut Kasper. (Weitere Information auch auf
http://www.mca-singen.de)
Einlass: 16:15 Uhr