»Er sah ihr Gesicht im Profil, die Lippen fest verschlossen, so als verlange das Tanzen vollständige Konzentration und Anstrengung. Da war keine Leichtigkeit in diesem Tanz, eher eine wilde, wütende Entschlossenheit.«
Die erste Begegnung zwischen David und Luisa findet in Griechenland statt – Luisa hat gerade herausgefunden, dass sie von ihrem Mann schwanger ist, David, zehn Jahre jünger als Luisa, ist mit seinen Eltern im Urlaub. Obwohl beide trotz der Umstände fasziniert voneinander sind, wird es noch Jahre dauern, bis sie sich wiedertreffen, sich verlieben und mit Ronya, Luisas Tochter aus jener anderen Beziehung, eine Patchworkfamilie gründen. Während Luisa mit dieser Konstellation glücklich ist, sehnt David sich jedoch nach einem zweiten, einem gemeinsamen Kind.
Hannes Köhlers »Zehn Bilder einer Liebe« ist ein Roman in Albumform: Zehn entscheidende Lebensmomente, nicht chronologisch geordnet und aus jeweils beiden Perspektiven erzählt, zeichnen über zwölf Jahre die Beziehung des Paares nach, beschreiben Annäherungen, Krisen, Beziehungsalltag. Auf faszinierende Weise gelingt es dem Buch dabei, alle Klischees romantischer Narrative zu umschiffen und einen Weg zu finden, über Liebe in unserer Gegenwart zu schreiben: Sie ist kein schicksalhaftes Ereignis mehr, sondern ein auf echter Zuneigung basierendes Ergebnis von Aushandlungen, von Entscheidungen und von dem Mut dieses ungewöhnlichen Paares, auch Schmerz, Enttäuschungen und Angst Raum zu geben.
Moderation: Björn Jager
Hannes Köhler, geboren 1982 in Hamburg, war u. a. Teilnehmer der Prosawerkstatt im LCB, Stadtschreiber in Kitzbühel, Stipendiat der Stiftung Preußische Seehandlung und des Goldschmidt-Programms für deutsch-französische Literaturübersetzung. Nach seinem Debüt »In Spuren« (2011) erschienen sein sehr erfolgreicher Roman »Ein mögliches Leben« (2018), der mit dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde, sowie der Roman »Götterfunken« (2021). Für die Arbeit an »Zehn Bilder einer Liebe« erhielt er das Döblin-Stipendium der Akademie der Künste. Köhler lebt als freier Autor und Übersetzer in Berlin.
Foto (c) Israel Fernández
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