Maxie Wander befragte in den 1970er Jahren Frauen zu ihren Lebensentwürfen. Sie fragte nach Familie, Beruf und Politik, nach ihren persönlichen Empfindungen, Ängsten und Träumen. Kurz vor Wanders Tod im Jahr 1977 erschien »Guten Morgen, du Schöne« und wurde eines der meistgelesenen Bücher in der DDR. »Beim Lesen schon beginnt die Selbstbefragung«, schrieb Christa Wolf damals im Vorwort. Die unerschrockene und schonungslose Offenheit der Frauen in den Gesprächen wirkt bis heute.
Die Tänzerin Katja Erfurth entwirft, inspiriert durch die Tonbandprotokolle von Maxie Wander, scheinbar unscheinbare Frauenportraits, die von einer unbändigen Sehnsucht nach Leben erzählen. Es sind Frauenbilder zwischen Selbstbestimmtheit und Zweifel, zwischen Sprachlosigkeit und Aufschrei, zwischen Anspruch und Ohnmacht, in der Zeit der DDR bis in die Gegenwart. Da sind Gisela, 34 Jahre, Facharbeiterin für Getreidewirtschaft, verheiratet, 2 Kinder. Und Kerstin, 21 Jahre, Studentin. Da sind Simone, 17 Jahre, ohne Schulabschluss und Marie, 87 Jahre, verwitwet, keine Kinder. Da sind Jutta, Elke und Annegret...
»Unsere Lage als Frau sehen wir differenzierter, seitdem wir die Gelegenheit haben, sie zu verändern. Wir befinden uns alle auf unerforschtem Gebiet und sind weitgehend uns selbst überlassen. Wir suchen nach neuen Lebensweisen, im Privaten und in der Gesellschaft. Nicht gegen die Männer können wir uns emanzipieren, sondern nur in der Auseinandersetzung mit ihnen. (...) Ich halte jedes Leben für hinreichend interessant, um anderen mitgeteilt zu werden.« (Maxie Wander)
Künstlerische Leitung, Choreographie und Tanz: Katja Erfurth | Komposition: ZERBRECHLICH I-VII, Helmut Oehring | Künstlerische Beratung: Helmut Oehring | Licht: Bernd Krakowsky
Dauer: ca. 70 Minuten