Rainald Grebe
mit der musikalischen Lesung „Foreveryoungkonzert“
Rainald Grebe fällt in ein Zeitloch und folgt einem rosa Kaninchen. Es sieht blutjung aus.
Er sitzt immer noch am Klavier.
Das siebte Solo – tick tick – das achte Weltwunder – tick – die dritten Zähne – tick – dass ich das noch erleben darf, und ewig grüßt das Murmeltier, Zeitschleife, Zeitumstellung,
Zeit für Brot, ich bin uralt, ich bekomme jetzt Preise für mein Lebenswerk, eben war ich noch Newcomer, ich bin ich, ich bin: 52/14/95, bitte ankreuzen – tick – aber man ist so alt wie man sich fühlt – tick – ich fühl mich wie 102 – tick – seh aber jünger aus – tick – ich bin sterbenskrank geworden, hatte Schlaganfälle und ging am Rollator, dem feinen Kassengestell – tick – und rollerte durch Berlin/durch Brandenburg/durch die ewigen Jagdgründe, und dachte, ich sterbe vor meinen Eltern, manchmal denk ich, ich bin schon tot, ich schau noch mal kurz auf der Erde vorbei, ein Besucher, und kuck, was die Menschen so treiben – tick – überhaupt die jungen Leute – tick – sind jetzt in der Mehrheit – tick – sie siezen mich. Welche Generation bin ich? Generation 27 68 89? X Y Z? Ich bin Generation Gleichzeitig, Generation Püree, Generation nurzuBesuch. Ich bin noch da. Und will noch bleiben.
Ich versuch alles, um jung zu wirken, im Selbstversuch, ich will dazugehören zur werberelevanten Zielgruppe von 13-79. Ich geh zum Schönheitschirurgen, zur Kryotherapie, mache Abnehmen-im-Liegen, lasse mir Fettzellen großflächig mit Starkstrom zerstören,
ich siede Seife aus meiner Plauze, ich mach mich auf den Weg zur ewigen Jugend. Wenn wir uns sehen, trag ich Windeln und hab Brei an der Backe. Meine Beerdigung im Kreisssaal.
Veranstaltung ist abgesagt und wird rückabgewickelt