geschrieben von Martin McDonagh
inszeniert von Lea Fiedler und Tobias Ruscher
Der Autor Katurian lebt in einem totalitären System und wird von den zwei Staatspolizisten Ariel und Tupolski verhört. Zunächst unwissend, weshalb, und in Sorge, er könnte versehentlich systemkritische Texte verfasst haben, stellt sich jedoch bald heraus, dass es eine Serie an bizarren Kindermordfällen gibt, die nach Anleitung von Katurians morbiden Todesdarstellungen ablaufen. Schnell findet sich Katurian als Hauptverdächtiger wieder und obwohl er seine Unschuld beschwört, wird bald auch Katurians geistig beeinträchtigter Bruder Michal verhört und so beide Brüder unter Druck gesetzt.
Schnell entfaltet sich ein Kammerspiel, in dem die Grenzen zwischen Moral und menschlichem
Abgrund verschwimmen und Werte wie Tugend und Gehorsam auf die Probe gestellt werden.
Vordergründig stellt sich bald die Frage: Wer hat hier die wortwörtlichen Leichen im Keller?
Und gleichzeitig kommt man doch nicht umhin, an Hannah Arendts mahnende Worte zu denken:
“Niemand hat das Recht zu gehorchen.“
“Der Kissenmann” ist ein Theaterstück des irischen Film- und Theaterautors Martin McDonagh
(“Brügge sehen und sterben“, “Three Billboards outside Ebbing, Missouri“) und wurde 2003 am
Londoner Westend uraufgeführt. Es erhielt im Jahr 2004 die wichtigsten britischen Theaterpreise,
darunter den Olivier Award, den Critics Choice Award und zwei Tony Awards. Auf erschreckend unterhaltsame Weise befasst sich das Stück mit ernsthaften und tragischen Themen, darunter Kindermord, Totalitarismus, Faschismus und dem Begriff der Freiheit, die alle jeweils mit der notwendigen Drastizität behandelt werden.
Die Gewitztheit der sarkastisch-pointierten Dialoge erinnert an eine Farce, die sich schnell als
düster-absurde Satire über eine durchaus mögliche Zukunft entpuppt. Eingewoben in die Dialoge
finden sich jedoch auch reichlich Denkanstöße, wie diese Dystopie verhindert werden könnte.
Denkanstöße, die, im Hinblick auf die geopolitischen Entwicklungen, vielleicht relevanter sind als
je zuvor.
Regisseurin Lea Fiedler, 24 Jahre, und Regisseur Tobias Ruscher, 36 Jahre, haben im vergangenen Sommer das Stück „24h Service“ für die Junge Bühne entwickelt und umgesetzt, das mit großem Lob bei Feuilletonisten und Publikum aufgenommen wurde. Mit „Der Kissenmann“ wagen sie sich in für Tobias Ruscher unbekanntes Terrain vor, denn obwohl er auf eine lange Liste von Projekten bei Film, Musical und Theater zurückblickt, hat er noch keinen Stoff umgesetzt, den er nicht (zumindest teilweise) selbst geschrieben hat.
Lea Fiedler hingegen hat sich schon bei „24h Service“, das lose auf Billy Wilders „The Apartment“
beruhte, als begnadetes Adaptionstalent erwiesen und durfte das auch bei diversen anderen
Theaterproduktionen unter Beweis stellen.
Beide Regisseure freuen sich auf die neuen Herausforderungen, die ein renommiertes und vielfach
ausgezeichnetes Theaterstück wie “Der Kissenmann“ mit sich bringen, auf die Arbeit mit den
erfahrenen Darstellern und darauf, dem Stück im Theaterkeller einen ganz eigenen Charme zu
ermöglichen, der für dieses düster-komische Kammerspiel wie gemacht ist.
Die Junge Bühne Sindelfingen verleiht auch dieser Produktion mit Spielfreude und technischer
Versiertheit die Brillanz, die einem solchen Stück gebührt und freut sich darauf, Sie bei uns zu
begrüßen.
Einlass: 19:30 Uhr