Schweiz, Paris, Estland – das sind die geografischen Koordinaten des von Mario Venzago geleiteten Programms. Die Etudes stehen stellvertretend für die stilistische Selbstfindung des Schweizer Komponisten Frank Martin, der ausgehend von spätromantischen Einflüssen über Schönbergs Atonalität sich schließlich in einer eigenen tonalen Sprache manifestiert hat. Die für einen Pariser Konzertveranstalter entstandene Sinfonie Nr. 83 ist Haydn at its best – überraschende Kontraste, ironisch-parodistische Untertöne, meisterlich in Form gebracht. Der nicht von Haydn stammende, wohl in verkaufsfördernder Absicht hinzugefügte Beiname »La Poule« (deutsch: das Huhn) soll sich auf das »gackernde« zweite Thema des 1. Satzes beziehen. Anders der Beiname des 2. Violinkonzertes von Peteris Vasks »In Evening light« (Im Abendlicht): Er verweist auf die mystische-religiöse Verwurzelung von Vasks, ebenso auf seine Nähe zur Natur. Mit extremen Wechseln von Stille und »Ausbrüchen des Chaos« ist das Konzert typisch für die Klangwelten des estnischen Pfarrersohnes. Sebastian Bohren, Schweizer wie auch Mario Venzago, hat es kürzlich erstmals auf CD eingespielt.