Selbstoptimierung: Immer schöner, immer besser?
Unser Neujahrsvorsatz im „Schönheitssalon“ in der Urania: Verstehen, warum der Mensch nie zufrieden mit sich sein kann – und darin etwas Zufriedenheit finden. Mit einem strengen Blick in den Spiegel beginnt für viele das Jahr. Es folgen Dry January, die neue Laufroutine, der feingetunte Schlaftracker, die antientzündliche Superdiät, die LED-Maske und das diesmal ganz bestimmt verjüngende Hautpflegesystem. Was wir uns vornehmen, um gesellschaftlichen Erwartungen zu genügen, ist nicht immer sinnvoll oder gesund. Denn Schönheitsideale werden strenger und der Anpassungsdruck steigt. Wir fragen uns im Salon: Was verändert sich im Miteinander, wenn alle „die beste Version ihrer Selbst“ werden wollen?
Susanne Krammer, alias Frau Beauty, berichtet, wie der Schönheitsdruck sie fast das Leben gekostet hätte. In ihrem Buch „Schön genug“ erzählt sie vom steinigen Weg zur Selbstliebe – und sie ist heute eine der erfolgreichsten Beauty-Influencerinnen des Landes. Ein Widerspruch? Die Wissenschaftlerin Anja Röcke kann sicherlich bei der Einordnung helfen, denn die „Soziologie der Selbstoptimierung“ ist ihr Fachgebiet. Unter dem gleichnamigen Titel ist 2021 bei Suhrkamp ein Buch von ihr erschienen. Zusammen erkunden wir das Spannungsfeld zwischen Alltagskosmetik, Jugendwahn, Fortschrittsglauben und Erlösungshoffnungen.
Susanne Krammer (alias fraubeauty) ist Journalistin, Influencerin, Hair- und Make-up-Artistin sowie Unternehmerin. Auf ihren eigenen Kanälen erreicht sie mittlerweile fünf Millionen Menschen. Im Podcastprojekt „Trotzdem schön“ schilderte sie ihre jahrelange gesundheitliche und psychische Krise, ausgelöst durch eine missglückte Beauty-OP. 2024 launchte sie ihre eigene Kosmetiklinie „hautsache“. Ihr Buch „Schön genug“ ist 2025 bei Rowohlt erschienen.
Die Soziologin Anja Röcke ist derzeit Alfred-Grosser Gastprofessorin an der Sciences Po Paris und Privatdozentin am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu ihren Schriften zählen „Soziologie der Selbstoptimierung“ (Suhrkamp) und „Debating self-optimisation. Practices, paradoxes, and power“ (Historical Social Research).
Rabea Weihser war Kulturchefin von ZEIT ONLINE. Im Jahr 2021 wechselte sie für zwei Jahre zum Basketballmeister ALBA BERLIN als erste Direktorin für Kommunikation & Kultur der Bundesliga. 2025 erschien ihr Buch „Wie wir so schön wurden. Eine Biografie des Gesichts“ bei Diogenes. Jetzt arbeitet sie als freie Journalistin und ist Gastgeberin des monatlichen „Schönheitssalons“ an der Urania.
Foto: Susanne-Krammer (c) fraubeauty; Anja Röcke (c) Thorsten Mohr; Rabea Weihser (c) Fabian Raabe