KUKURÍKU
Aus dem nächtlichen Regen taucht ein Fremder auf. Es ist Kurt, ein israelischer Hühnerzüchter, der nach Deutschland zurückkehrt – in jenes Haus, in dem er einst als Gestapo Häftling Unterschlupf bekam und dafür ein Kind zeugen sollte, da der deutsche Familienvater unfruchtbar war. Jetzt überschreitet er die Schwelle dieses früheren Lebens, getrieben von der Hoffnung, sein ihm unbekanntes Kind zu finden.
Das einzige Theaterstück des israelische Autors Yoram Kaniuk (1930-2013) wurde vor kurzem im Nachlass entdeckt und feiert am TD Berlin seine Welturaufführung. Aus Kerem Hillels Regiekonzept und Meittam Govreens Musik entsteht ein assoziatives, poetisches Maskentheater über den Wunsch nach Erneuerung auch zwischen den Kulturen und festgefahrenen nationalen Beziehungen.
„Was erinnern Sie nicht, wenn Sie sich erinnern?“ verbindet als bohrende Frage im Stück das Jetzt mit dem Damals. Geht es um richtig oder falsch – oder mehr darum, wie wir mit der Vergangenheit umgehen: sie verdrängen, festhalten? Oder können wir die Vergangenheit neu erzählen, bis wir uns endlich darin wiederfinden?
FR. 12 DEZEMBER 18.30 UHR: Panel “MEMORY REVISITED - YORAM KANIUK AND THE DIMENSIONS OF GERMAN–ISRAELI CULTURAL EXCHANGE“ direkt vor der Vorstellung. Mit Prof. Adia Mendelson-Maoz, Dr. Tom Kellner (Mod.), Dr. Sebastian Schirrmeister, Dr. Alexandra Nocke und Prof. Joachim Schlör – in englischer Sprache. FREIER EINTRITT, bitte voranmelden unter tickets@td.berlin
SPIEL Carlo Duer / Enikö Maria Szász / Lilith Maxion REGIE Kerem Hillel KOMPOSITION Meittam Govreen KOSTÜM Samira Schneck BÜHNE Sarah Wolters LICHT Trung Tran ASSISTENZ Paul Paatz GEFÖRDERT DURCH DIE Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin / Szloma-Albam Stiftung / Kulturabteilung der israelischen Botschaft
KEREM HILLEL studierte Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin und brachte bereits während des Studiums Inszenierungen auf verschiedene Bühnen der freien Szene, darunter Theater Delphi, TD Berlin, TuD, Brotfabrik und Theaterforum Kreuzberg. Weitere Musiktheaterarbeiten entstanden in Darmstadt, Hannover, Bayreuth, Tel Aviv und Bautzen. Mit der Suche nach neuen Theaterformaten schafft er eine unmittelbare Nähe zum Geschehen – ein direktes, poetisches Theater.
YORAM KANIUK (1930–2013) wurde in Tel Aviv geboren und war Schriftsteller, Maler und Journalist. Ihn prägten die Begegnungen mit Holocaust-Überlebenden ebenso wie die deutsche Kultur, in die sein Vater tief verwurzelt war. Ihn beschäftigte das Verhältnis von Erinnerung, Trauma und Identität; besonders in seinen 17 Romanen, die weltweit übersetzt wurden. In Deutschland wurde er mit „Adam Hundesohn“ und „Der letzte Berliner in Deutschland“ sehr bekannt. KUKURÍKU (oder die „Hochzeit der gestorbenen Brüder“) ist sein ein einziges Theaterstück.