Gringo Mayer und die Kegelband - Laav Tour 2025
Gringo Mayer und die Kegelband
LaavTour 2025
Am 17. Januar 2025 erschien endlich das dritte Album des begnadeten Songschreibers, Sängers und Performers Gringo Mayer. In den zehn Songs singt er förmlich um sein Leben: Er taucht tief ein in die Widersprüche der Liebe, taumelt vor bis an den Abgrund, setzt aber im richtigen Moment zum Sprung an. Sobald die ersten Töne von »Laav« erklingen, wird klar: Gringo Mayer ist ein Ereignis.
Warmgespielt ist er, denn bereits mit dem Vorgänger »Ihr liewe Leit« ging Gringo Mayer im September 2023 auf eine ausgedehnte Deutschlandtour, begeisterte mit seinen mittlerweile legendären Konzerten, war zu Gast bei Inas Nacht oder spielte als Support bei den Donots. Im folgenden Frühjahr legte er nach: Städte wie Berlin, Köln und Mannheim eroberte er mit ausverkauften Shows im Sturm. Weiter ging die Tour an der Seite von Voodoo Jürgens, bis sie auf dem Haldern Pop Festival ihren Höhepunkt fand.
Und noch was ist klar: Diese Musik leuchtet. Bereits mit der Veröffentlichung der Single »Fabrigg« im April 2024 ließ Gringo Mayer keinen Zweifel daran, dass Großes bevorsteht. Dieser epische Song über seine Heimatstadt Ludwigshafen, getragen von eindrucksvollen Arrangements und meisterhafter Orchestrierung, aus der die Trompete herausstrahlt, ist ein eindrücklicher Vorgeschmack auf das neue Album, der zeigt, dass Mayer und seine Kegelband erneut in tiefere, gewaltigere Klangwelten vorgestoßen sind.
»Der Song hat mich schon lange begleitet«, sagt Gringo Mayer. »Er handelt vom Monte Scherbelino, mit dem mich eine Art problematische Liebesbeziehung verbindet.« Dieser Hügel, ein bepflanzter Schutt- und Müllhaufen, ist mit 125 Meter über Null tatsächlich die höchste Erhebung Ludwigshafens. Seine gesamte Kindheit glaubte Mayer, es mit einem einmaligen Naturparadies zu tun zu haben, bis er eines Tages feststellen musste: Diese überwiegend nach dem Krieg aufgeschütteten und später begrünten Schutthaufen gibt es überall in Deutschland.
»Man konnte von dort oben bis zum Horizont gucken. Nur dass am Horizont BASF war und wir auf einem Haufen Müll standen und die vermeintlichen Sterne in Wirklichkeit die Lichter der Fabrik waren«, erinnert sich Gringo an seine Jugend und findet damit das perfekte Bild für geplatzte Träume in einer klassischen Arbeiter*innenstadt.
Von solchen Spannungsfeldern lebt »Laav«: Der Songwriter durchmisst die Liebe in all ihren Aspekten, als hätte er ein Seziermesser in der einen Hand und in der anderen einen Blumenstrauß. Er blickt unter glitzernde Oberflächen – auf Deutsch ein durchaus riskantes Unterfangen und im Dialekt sowieso, es wird schnell entweder klischeehaft und banal – oder kopflastig und schwer. Doch Gringo Mayer balanciert mit sprachspielerischer Leichtigkeit zwischen aufrichtiger Poesie und dringlicher Ehrlichkeit – und genau hier, in diesem Gleichgewicht, entsteht die Kraft, die seine Zuhörer*innen mit voller Wucht trifft.
Auch einen ganz klassischen Liebes-Schmachtfetzen gibt es. Und der heißt auch noch »Wahri Liebe dud weh«. Aber selbst diese auf tiefromantische Weise leicht verschleppte Klavierballade malt nichts rosarot, ganz im Gegenteil: »Laav« lotet Facetten der Liebe weit jenseits von Hollywood aus und ist insofern automatisch politisch: »Mir geht es auch um die Liebe als Ruhepol in unruhigen Zeiten«, sagt Mayer. »Permanent ist die Rede von Spaltung und Entfremdung – und Liebe ist doch immer noch das beste Gegenmittel gegen Angst, Verzweiflung und Unsicherheit. Und damit meine ich nicht einfach die romantische Liebe, sondern eigentlich in aller erster Linie das Offenbleiben gegenüber Menschen.«
Gringo Mayer weiß natürlich, dass seine Lieder nicht den Nahost-Konflikt und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine beenden oder für ein besseres Klima sorgen werden, aber sie vermitteln auf aufrichtige Weise Trost. Sie geben einem das Gefühl, musikalisch in den Arm genommen zu werden. »Mit diesen Songs geht es mir darum, ein Gefühl von Frieden zu vermitteln, eine musikalische Atempause«, sagt er.
Und keine Sorge: Gringo Mayer von »Laav« ist immer noch der Typ, der ein furioses Feuerwerk aus Indie, Pop, Folk, Polka, Samba, Blues und noch einigem mehr entfacht. Der im kurpfälzischen Idiom auf absolut unvergleichliche Art kleine und große Geschichten aus seiner Umgebung erzählt, in seiner Sprache und mit seinen ureigenen musikalischen Mitteln.
Gringo Mayer aus Ludwigshafen ist ein begnadeter Performer, ein mitreißender Interpret seiner Musik und absoluter Showman, mit einem hervorragend süffisanten Humor direkt aus der Mitte des Lebens. Eins aber war Gringo Mayer nie: ein Klamaukbarde, ein Novelty Act. Was er singt und textet, bedeutet ihm nicht weniger als alles, sonst könnte er seine Lieder nicht mit dieser unvergleichlichen Eindringlichkeit singen. Gringo Mayer meint es absolut ernst mit uns und der Musik – und das wird auf »Laav« deutlicher als je zuvor.
»Ich wollte eine andere Seite von mir zeigen und unbedingt vermeiden, dass die Sprache die Inhalte der Songs verstellt«, sagt Gringo Mayer dazu. Geschrieben hat er diese Songs an zwei Orten: Zum einen in verschiedenen Sessions bei ihm zu Hause. Einen Großteil der Songs entstand jedoch Anfang 2024 unter der milden Sonne Teneriffas.
Die surreal schöne Natur der Insel hat nicht nur seine Songs nachhaltig beeinflusst, sie stand für ihn in einem krassen Gegensatz zu der chronischen Überforderung, die er überall um sich herum beobachtete, und den immer schneller aufeinanderfolgenden Krisen. »Als ich auf Teneriffa ein bisschen zur Ruhe gekommen bin, ist mir immer klarer geworden, was diese chronische Überforderung mit den Menschen macht.«
Produziert hat Gringo Mayer »Laav« erneut mit seinem alten Freund und Wegbegleiter, dem Produzenten Mathias Greule, sowie den Musikern der großartigen Kegelband, bestehend aus Jeremy Dhôme (Schlagzeug), Juri Schweizer (Bass) und Stephan Udri an der Trompete. »Anfangs musste ich allein mit der Gitarre funktionieren, um überhaupt auftreten zu können«, sagt Mayer. »Aber mit dieser tollen Band habe ich ganz andere Möglichkeiten. Genau deshalb habe ich das neue Album ganz bewusst für diese Bandbesetzung geschrieben.«
»Laav« beginnt schwungvoll mit der ersten Single »Niemand wie du«: Eine sehnsuchtsvolle Keyboardmelodie schlängelt sich um Indierock-Gitarren, bis schließlich die vertraute Stimme singt: »Doktor, Doktor, ich finde einfach keine Ruhe. Überall schepperts und ich merk keine Besserung.« Das muss man ausnahmsweise auf Hochdeutsch schreiben, obwohl es natürlich im Kurpfälzer Dialekt gesungen wird, weil diese Zeilen so wichtig sind.
»Wasn los« wiederum erzählt mit einem Augenzwinkern und zugewandter Zärtlichkeit vom Familienbild in westlichen Gesellschaften, vor allem von der Rolle älterer Menschen. »Wir leben in einer Zeit, in der man Alte gerne mal ins Heim abschiebt, sobald sie ein bisschen anstrengend werden. Das ist ein Automatismus, den ich fragwürdig finde«, sagt Mayer. In dem Song geht es zu einem euphorischen Upbeat, der einfühlsamen Gitarre und treibenden, nach vorn gerichteten Bläsern letztlich um die Frage, inwieweit wir bereit sind, den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren.
Ein besonderer Ohrenschmaus ist der Song „Ewe longts“, in dem die Liebe eines Vater zu seiner Tochter beschrieben wird. Der wohl dringlichste Sound der Platte arrangiert mit rauen E-Gitarren und tollkühnen Bläsern eine Szenerie, in der kammerspielartig die Frage im Zentrum steht, wie man damit umgeht, wenn sich die eigenen Kinder an dieses große Thema der Liebe heranwagen. Machen wir uns nichts vor, das kann so manch einen überfordern. Wie sehr ist man bereit, loszulassen und Freiheit zu ermöglichen? Liebe bedeutet schließlich nicht zuletzt, der anderen Person ihren Raum zu lassen.
Wer beim raumgreifenden »Pfütze« nicht zu Tränen gerührt ist, der kann sich auch einfach wehrlos in die warmen, psychedelischen Flächen hineinfallen lassen. »Kä Beweise« ist ein intensiver Gospel, wärmestrahlend und unverfälscht. Der Titelsong »Laav« ist eine ergreifende, traurigschöne Country-Ballade, in der Gringo zum großen Finale ansetzt und offenherzig über die Möglichkeiten der Liebe in Momenten scheinbarer Ausweglosigkeit singt.
Am 17. Januar 2025 begibt sich Gringo Mayer auf große »Laav«-Tour. Spätestens dann wissen alle: Gringo Mayer bringt uns mit »Laav« an einen besseren Ort.
Einlass: 19:00 Uhr
Hallo, ich bin Maya.
