ALLEMANO/OBERG/BAUER/ FISCHERLEHNER „SOG“ - Avantgarde Jazz
Die rätselhafte Tier-Mensch-Figur inmitten eines braunen Strudels auf dem Cover, der Name des Albums »SOG« und Tracktitel wie »Malstrom«, »Wirbel«, »Tourbillon», »Remolino«, die in allen Sprachen auf das gleiche Naturphänomen verweisen, zeigen es überdeutlich an: Hier geht es um eine geheimnisvolle Energieströmung, in die sich die Musiker dieses Quartetts hineinbegeben und den Zuhörer unentrinnbar mitziehen in ein dunkles Klangbad. Dabei handelt es sich bei dem Quartett der kanadischen Trompeterin Lina Allemano, des Wiesbadener Pianisten Uwe Oberg und der Wahlberliner Matthias Bauer am Bass und Rudi Fischerlehner am Schlagzeug um eine absolut konventionell besetzte Band, die rein akustisch spielt und auf alle elektronischen Zusatzeffekte verzichtet. Die frei improvisierten Nummern bieten weder Uptime-Free-Powerplay, noch schwelgt man in romantischen Balladen. Das Tempo bleibt eher moderato, man nimmt sich Zeit, um aus kleinen Zellen, Widerhaken, Ösen am Piano eine Struktur zu etablieren, ein bisschen spröde und beharrlich, die von Bass und Schlagzeug mit sehr freier rhythmischer Energie aufgeladen wird, bis dann die Trompetenstimme ihre kantigen Melodiefragmente dagegensetzt oder liegende Sounds darüber schweben lässt. Bauers Bass pulst und schwingt solide, ohne etwas festzulegen, Fischerlehner hält den Spielprozess lebendig, pointiert und wach. Oberg hat sich von Paul Bley ausgehend eine ganz eigenständige Spielweise erarbeitet, die er hier konsequent entfaltet. Sein zurückhaltender Gestus passt hervorragend zu der staubtrockenen und konzentrierten Art, mit der Allemano bläst und dabei immer wieder überraschende Schattierungen und Sounds aus dem Instrument hervorzaubert, ohne jemals mit Lautstärke aufzutrumpfen. Ein soghaftes Hörerlebnis, für alle, die ein wenig Offenheit und Konzentration investieren wollen. MICHAEL BOSSONG JAZZPODIUM
Einlass ab 20:00 Uhr. Keine Sitzplatzgarantie