SHARON MANSUR TRIO - Trigger
Drei Israelis. Israel ist ein Wunderland der Musik. Jetzt: die Pianistin und Keyboarderin Sharon Mansur, der Bassist David Michaeli - kennt man bestens als Bassisten im Shalosh-Trio - und der Schlagzeuger Aviv Cohen, der auch bei Yemen Blues trommelt. Das Ausdrucksspektrum des Jazz, die Energie und Direktheit von Rock, die Phantasie der elektronischen Musik und der Farbenreichtum nahöstlicher Musik - das Trio um Sharon Mansur hat all dies aufgesogen. Um es in größtmöglicher Vielfalt wiederzugeben. Von cineastischen, sphärischen Passagen über rockige Energieausbrüchen bis hin zu einem charakteristischen Spiel an den Keyboards, das mit seinen nahöstlich geprägten Melodielinien die westliche Limitierung auf Halbtöne hinter sich lässt.
Sharon Mansur ist ein unfassbares Talent. Klassisch ausgebildet an der Jerusalem Music Academy, im Jazz gereift, im Pop zuhause, tritt sie regelmäßig als DJ auf und als Keyboarderin mit ihrer eigenen elektronischen Musik. Ihre Piano-Sets: meditativ-melodisch, ein Spiel mit Stilen, eine Geisteshaltung, die - typisch für israelische Musiker - Räume öffnet für eine ungehörte Musik, eine grenzenlose.
Ihr Debüt-Album "Trigger" ist im letzten Sommer auf dem ACT-Label erschienen. „Meine erste prägende Berührung mit Musik war der Soundtrack zu Disneys ‚König der Löwen‘, als ich fünf Jahre alt war“, erzählt sie: „Es gab einige orchestrale Passagen, die sich so anfühlten, als würde mein Herz explodieren.“ Sie begann eine klassische Klavierausbildung, vertiefte sich in die Werke von Chopin und Rachmaninow, hörte aber immer auch eine Menge Metal, Psychedelic und Progressive Rock. Und spielte Keyboards in einer Symphonic-Metal-Band – große, intensive, laute Musik mit einer klassischen Opernsängerin als Frontfrau.
Später entdeckte sie in Funk- und Blues-Bands die Faszination für Improvisation, für Jazz. „Ich wusste nichts über Jazz, und die leichte, filigrane Art zu spielen passte nicht zu der Rohheit und dem Drama in Rock und Klassik, die mir vertraut waren. Doch was ich am Jazz sofort liebte, war die Freiheit und Verspieltheit und die Möglichkeit, seine ganz eigene Stimme zu finden.“
Ein weiteres Schlüsselerlebnis war ein Konzert der Fakultät für Arabische Musik der Akademie. „Diese Musik hat sich sofort vertraut angefühlt“, erinnert sich Sharon Mansur. „Mein Vater stammt aus dem Irak, daher erinnerten mich die Melodien an meine Kindheit. Und auch die typischen ungeraden Metren fühlten sich durch meinen Hintergrund im Progressive Rock sehr natürlich an.“
Die Selbstverständlichkeit, mit der Sharon Mansur sich den verschiedensten musikalischen Einflüssen nähert, zeigt viele Parallelen zur Musik ihres Heimatlandes: „Es gibt keine explizit traditionelle israelische Musik. Weil das Land so jung ist, ist israelische Musik immer eine Mischung verschiedener Einflüsse – aus Europa, dem Nahen Osten, dem Mittelmeerraum und Nordafrika.“
Diese Mischung verschiedenster Traditionen prägt auch Israels heutige Pop- und Indie-Szene, in der sich Sharon Mansur schnell einen Namen macht. So spielte sie mit Rock-, Pop- und Crossover-Acts wie „Orphaned Land“, dem Duo „Yossi Fine & Ben Aylon“ oder dem „Jerusalem Orchestra East and West“ zusammen und erlernte dabei, die charakteristischen Viertelton-Melodien der arabischen und mittelöstlichen Musik auf ein elektrisches Keyboard zu übertragen. Unter ihrem Spitznamen „Shasha“ produziert Sharon Mansur zudem elektronische Musik und tritt in Clubs und auf EDM-Festivals auf. Sie erklärt: „Auch an arabische und elektronische Musik habe ich mich sehr intuitiv und spielerisch angenähert. Das wiederum passt zu meiner Vorstellung von Jazz, nämlich zuzuhören, zu improvisieren und seinen Instinkten zu folgen. Ich glaube, dass auch die Pioniere des Jazz wie Louis Armstrong ihren Stil so entwickelt haben – sie lernten die Musik auf der Straße, einfach durch Zuhören und Improvisieren.“
Auf ihrem ACT-Debüt „Trigger“ vereint Sharon Mansur gemeinsam mit dem Kontrabassisten David Michaeli von Israels Jazz-Export-Erfolg „Shalosh“ und dem Schlagzeuger und Wahl-New-Yorker David Sirkis all ihre musikalischen Einflüsse zu einem farbenreichen, verblüffend stimmigen großen Ganzen. Kraftvolle Rhythmen und Melodien, die an Sharon Mansurs Metal- und Klassik-Background erinnern, wie im Opener „Outside In“, stehen neben cineastisch-spärischen Stücken wie „If I Can“. Viertelton-Linien, wie im Keyboard-Solo von „Big Dreams In Kadikoy“, wechseln sich ab mit Piano-Eruptionen, wie auf dem Titelstück „Trigger“. Die mittelöstliche, ungerade Rhythmik zieht sich durch das gesamte Album – es gibt kein einziges Stück im 4/4-Takt.
All den so unterschiedlichen Elementen dieser Musik merkt man an, dass ihre Schöpferin sie tief durchdrungen hat. Es ist diese Mischung aus Vielfalt und Tiefe, die die Musik des Albums so besonders macht. Und es sind Sharon Mansurs persönliche, emotionale Geschichten, mit denen die Musik aufgeladen ist. Sie sagt: „Viele der Stücke handeln von Verlust und Trennung, davon, wie man daran wachsen und selbst in den dunkelsten Dingen etwas Gutes und Schönes finden kann. ‚Change Your Narrative‘ ..."
Sieh die Welt mit anderen Augen an. "Musik zeigt, dass wir zusammenarbeiten können, dass wir dieselben Emotionen teilen, auch wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen. Musik ist die Sprache des Herzens, die Sprache der Natur. Ich hoffe, dass ich durch Musik die Welt um mich herum ein kleines bisschen positiv beeinflussen kann. In dieser Hinsicht bin ich sehr bescheiden, denn ich weiß, dass ich nichts weiß. Ich tue nur das, was ich am besten kann. Wenn ich Menschen aus verschiedenen Kulturen an einem Ort zum Lachen und Weinen bringen kann, dann bedeutet mir das alles.“
Sharon Mansur | Piano & Synth
David Michaeli | Double bass
Aviv Cohen | Drums