Zwei Literaturstars begegnen sich in einer außergewöhnlichen Doppelveranstaltung. Sie sind aus einer Generation, sie wissen voneinander, aber sie kennen sich noch nicht: Kamel Daoud stammt aus Algerien, Navid Kermani hat iranische Wurzeln. Beide verbindet, dass Sie sich auf unterschiedliche Weise kritisch und differenziert am islamisch geprägten Kulturkreis und seiner Radikalisierung abarbeiten. Seit Jahrzehnten werden Europa und die Welt von islamistischen Attentaten erschüttert. Wirklich begriffen haben wird dieses Phänomen bis heute dennoch nicht.

Die beiden Autoren stellen ihre jüngsten, zeitgleich erscheinenden Bücher vor und erkunden im Gespräch das Werk des jeweils anderen und sein Verhältnis zum Islam, zum Islamismus und zu dem Wertekanon des liberalen Westens.

Ausgezeichnet mit dem höchsten Literaturpreis Frankreichs („Prix Goncourt“) erscheint Daouds „Houris“ (dt. "Huris") in diesen Tagen in deutscher Sprache. Zeitgleich erscheint von Navid Kermani „Wenn sich unsere Herzen öffnen. Über Politik und Liebe.“

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Institut français Hambourg statt.


Zum Buch „Wenn sich unsere Herzen gleich öffnen. Über Politik und Liebe.“

In der großen Politik und in unserer unmittelbaren Lebenswelt tun sich plötzlich Gräben auf, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Navid Kermani beschreibt anhand von persönlichen Schlüsselerfahrungen - die Totenwaschung des eigenen Vaters, gemeinsamer Musikgenuss, ein Familienbesuch bei Ajatollah Chomeini oder die Hochzeit der Tochter -, wie sich gesellschaftliche Umbrüche im Konkreten auswirken, wo Feindschaft entsteht und warum wir trotz allem unsere Herzen für andere öffnen können, ohne uns selbst dabei zu verlieren.

Die Einheit des Westens, die uns so lange Sicherheit gegeben hat, zerbricht. Kriege und Völkermorde zwingen zu Positionierungen, die wiederum zu neuen Konflikten führen. Die Demokratie mit ihren Kompromissen und Macht-Balancen wird vielen zu kompliziert, doch einfache Lösungen gehen auf Kosten der Schwachen. In fünf aktuellen, literarisch mitreißenden Reden verbindet Navid Kermani eigene Erlebnisse mit historischen Zeitläufen und dem Umbruch, der derzeit in der Welt geschieht. Kein anderer deutscher Schriftsteller vermag es wie er, das Persönliche ins Politische zu wenden und umgekehrt politische Umwälzungen anhand persönlicher Beobachtungen anschaulich zu machen. Und so klingt auch in seinem neuen Buch der einzigartige, immer existentielle, niemals pathetische Ton an, mit dem uns Kermani spätestens seit seiner berühmten Rede 2014 im Bundestag ein ums andere Mal in den Bann zieht.

Erscheinungstermin: 21. August 2025

Über den Autor:
Navid Kermani ist habilitierter Orientalist und lebt als freier Schriftsteller in Köln. Für sein Werk wurde er u.a. mit dem Kleist-Preis, dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Friedrich- Hölderlin-Preis, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und jüngst mit dem Thomas Mann-Preis ausgezeichnet


Zum Buch „Huris“
Die junge Algerierin Aube hat den Bürgerkrieg der 1990er-Jahre selbst miterlebt, davon zeugt nicht zuletzt die Narbe, die ihren Hals wie ein Lächeln umspannt. Beim Überfall auf ihr Dorf hatten Islamisten versucht, ihr die Kehle durchzuschneiden, doch allein ihre Stimmbänder wurden erfasst. Nicht nur die fehlende Stimme bringt Aube nun zum Schweigen, sondern auch die staatlichen Gesetze, die verbieten, an den damaligen Bürgerkrieg zu erinnern. Ihr Schmerz und ihre Auflehnung dringen nicht nach außen. Einzig an die Tochter, die in ihrem Inneren heranwächst, kann Aube ihre Worte richten. Denn die geheime Schwangerschaft konfrontiert die junge Algerierin mit Fragen über die furchtbare Vergangenheit und eine düstere Zukunft: Hat sie das Recht, ihr Kind zu behalten? Kann sie Leben schenken, wenn es ihr selbst fast entrissen wurde? Aube kehrt zurück in ihr Heimatdorf, wo alles begann, und sucht Antworten bei den Toten.

Mit "Huris" gibt Kamel Daoud algerischen Frauen das Wort und stellt sich gegen das noch immer verordnete Vergessen des Bürgerkriegs und seiner Schrecken. Eine ziselierte Erzählung mit ebenso poetischer wie politischer Kraft.

Erscheinungstermin: 28. August 2025

Über den Autor:
Kamel Daoud, 1970 in Mostaganem, Algerien, geboren, arbeitete lange Zeit als Journalist für Zeitungen wie den Quotidien d’Oran und andere. Nachdem er 2014 in Algerien für seine kritischen Artikel bedroht wurde, ging Daoud ins Exil nach Frankreich und widmete sich der Literatur. Für seinen ersten Roman Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung wurde er von der Kritik gefeiert und unter anderem mit dem Prix Goncourt du Premier Roman ausgezeichnet. Huris ist sein neuer Roman mit dem er den Prix Goncourt gewann.

Einlass: 19.00 Uhr

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix