Hanns-Josef Ortheil kommt kurz nach Veröffentlichung seines neuen Romans „Schwebebahnen“ zu einer Lesung ins Siegener Spiegelzelt. In seinem siebzigsten Lebensjahr und mit über siebzig veröffentlichten Werken zählt Ortheil zu den prägenden literarischen Stimmen der deutschen Nachkriegsliteratur. „Schwebebahnen“ erzählt die Geschichte des sechsjährigen Josef, der Ende der 1950er-Jahre mit seinen Eltern von Köln ins bergische Wuppertal in ein Haus voller Eisenbahnerfamilien zieht. Josef ist ein introvertierter Einzelgänger, der am liebsten Klavier spielt und die Welt zunächst nur aus sicherer Entfernung betrachtet. Doch durch die Freundschaft mit Mücke, der Tochter des Gemüsehändlers, öffnet sich für ihn langsam ein neuer Zugang zur Welt. Hanns-Josef Ortheil beschreibt mit großer Zärtlichkeit und klarem Blick, wie sich der Junge durch Musik, Fantasie und das Aufschreiben von Geschichten über Schwebebahnflüge entlang der Wupper, Expeditionen mit skurrilen Tieren im Zoo oder abenteuerlichen Kämpfen mit Jugendbanden in einem nahen Waldgebiet seinen Platz in einer von Traumata gezeichneten Gesellschaft erobert. Dabei ist „Schwebebahnen“ nicht nur ein berührender Entwicklungsroman, sondern auch ein vielschichtiges Gesellschaftspanorama des westlichen Nachkriegsdeutschlands – geprägt von Sprachlosigkeit, Ängsten und dem leisen Wiederaufbau der Seelen. Der Abend im Spiegelzelt verspricht eine eindrucksvolle Begegnung mit einem sensiblen Erzähler, der berührend intensiv zwischen Melancholie, Hoffnung und literarischer Kraft das fragile Gleichgewicht zwischen Innen- und Außenwelt, Vergangenheit und Gegenwart meisterhaft in Sprache fasst.

Einlass: 19:00 Uhr

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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