DAVE HAUSE - WITH SPECIAL GUESTS NORTHCOTE AND TIM HAUSE
Post-Apokalyptisches Americana: Dave Hause und die Kunst, mit offenem Herzen zu überleben
Es beginnt oft mit einem Gefühl. Ein flüchtiger Gedanke, ein Bild, ein inneres Vibrieren. Bei Dave Hause wird daraus ein Song. Und daraus wird ein ganzes Album. Eines, das sich anfühlt wie eine Fahrt durch ein verändertes Land, zwischen kaputten Träumen und letzter Hoffnung, zwischen Kindheitserinnerungen und der Wucht einer Realität, die schwer zu fassen ist.
„Drive It Like It’s Stolen“, das neue Werk des amerikanischen Songwriters, ist keine einfache Platte. Es ist ein Protokoll unserer Gegenwart – und ein emotionaler Roadtrip in eine Welt, die immer mehr aus den Fugen gerät. Der in Philadelphia geborene Musiker, der als Teenager zwischen Metallica und Misfits schwankte, hat längst seinen eigenen Sound gefunden. Eine Mischung aus Punk-Energie, Rock-Dringlichkeit und Americana-Melancholie, getragen von einer Stimme, die sich nicht scheut, brüchig zu sein. Einst Mitgründer der Hardcore-Band The Curse und Gitarrist bei Paint It Black, wandte sich Hause ab 2010 der Solo-Karriere zu – und einem Sound, der weniger mit dem Vorschlaghammer arbeitet, dafür umso mehr mit der Kraft des Wortes. Hause schreibt Songs, die schmerzen und trösten, anklagen und versöhnen. Seine Themen: Scheidung, Vaterschaft, psychische Gesundheit, gesellschaftlicher Druck. Und immer wieder die USA, ein Land im Dauerkrisenmodus. „Ich fühlte mich wie in der Vorgeschichte von 12 Monkeys“, sagt er über seine Eindrücke nach der Pandemie-Tour.
Städte im Zerfall, Hoffnung im Rückzug. Und dazwischen: die Verantwortung, Vater zu sein. „Unsere Kinder sind Treibstoff für ein System, das sie verschlingt“, erklärt er. Es sind Sätze wie dieser, die hängen bleiben – und die seine Songs in den Kern unserer Ängste zielen lassen. „Drive It Like It’s Stolen“ ist eine Zusammenarbeit mit seinem Bruder Tim Hause – die beiden betreiben gemeinsam das Label Blood Harmony. Bereits auf den letzten Alben hat sich diese kreative Partnerschaft als Glücksfall erwiesen: eine musikalische Blutsverwandtschaft, die sich zwischen Wut und Zärtlichkeit spannt. Produziert von Will Hoge in Nashville, klingt das neue Album roh und direkt, gleichzeitig poetisch und bisweilen fast cineastisch. Hause selbst nennt es „post-apokalyptisches Americana“. Eine treffende Beschreibung für ein Werk, das sich nicht in Larmoyanz verliert, sondern in Bewegung bleibt, genau wie sein Protagonist. Denn trotz aller Düsternis ist da immer auch ein Weitergehen. Ein Glaube daran, dass es sich noch lohnt, Geschichten zu erzählen für die, die zuhören. Und für die Kinder, die vielleicht einmal in einer besseren Welt aufwachsen.
Wer Dave Hause live erleben will, hat im Frühjahr die Gelegenheit dazu: Gemeinsam mit Northcote und seinem Bruder Tim wird er im Rahmen einer intimen Akustik-Tour fünf Konzerte in Deutschland spielen. Man sollte hingehen. Und sich anschnallen.
Präsentiert wird die Tour von VISIONS, Ox-Fanzine & livegigs.de und SLAM.
Bild: Jesse Deflorio
Einlass: 19:00 Uhr I Beginn: 20:00 Uhr
Verfügbarkeit erfragbar unter 06131 242 914.