DOTA - „Springbrunnen“ - Tour 2025
DOTA
„Springbrunnen“
Tour 2025
Dota ist wieder da, mit neuen Songs, ein neues Kapitel, das sich perfekt in die Reihe ihrer
bisherigen Alben einreiht, aber eben doch neu, als wäre eine bisher unbekannte Zutat im
Songlabor aufgetaucht.
Schön ist: Es könnte genauso die erste DOTA-Platte ever sein. Man vermisst nichts, was man an
Dota mag, aber die Musik ist noch minimalistischer, hüpfiger – die Erwachsenen würden sagen:
kontrastreicher. Die Texte gehen noch direkter ins Herz der Finsternis, sind noch
hingebungsvoller suchend, auch im Unklaren noch klarer. Vielleicht ist es auch ein Produkt ihrer
Beschäftigung mit der Lyrik Mascha Kalékos, deren musikalischer Umsetzung sie in den letzten
drei Jahren zwei Alben gewidmet hat.
DOTA – nicht umsonst in Großbuchstaben, weil der Name mehr als das lyrische Ich von Dota
Kehr abbildet, sondern auch die Community um sie herum, in der schon seit einigen Jahren die
Musik entsteht: Gitarrist Jan Rohrbach, Schlagzeuger Janis Görlich, Keyboarder Patrick Reising
und Bassist Alexander Binder. Gemeinsam mit dieser Band arrangiert Dota Kehr die Songs und
nimmt sie auf. Gemeinsam schreiben sie die DOTA-Formel an die Tafel: Jedes Wort bedeutet
mindestens auch sein Gegenteil, überall Frage-, kaum Ausrufezeichen.
Die erste Single Einfach zu abgelenkt spielt das DOTA-Spiel in Perfektion. Die Gitarre sitzt im
Sommer am See, der Synthie flimmert. Das Schlagzeug tanzt Stop-and-Go, Dota singt, als müsste
sie gleich weg – darüber, dass sie sich nicht committen kann und auch sonst niemand. Also
ADHS als Gesellschaftsdiagnose.
In Kettenkarussell, einem dieser Songs, wie sie nur DOTA hinkriegt – entspannt und angespannt
zugleich, wie ein nachdenklicher Flummi –, singt sie: „Zeit, sich um was anderes zu drehen / Ist
schon recht, ich kann Alltag nicht ausstehen.“ Und dazu groovt die Band, treibt die Sängerin, als
wollte sie sagen: „Eine Runde noch.“
Frage: Worüber sollen Songwriter*innen in diesen Zeiten singen?
Nächste Frage: Was sind überhaupt „diese Zeiten“?
Dota hat sich diese Fragen auch in Vorbereitung auf ihr neues Album gestellt. Die Antworten
liegen auf ihrem Weg wie Schilder auf der Straße, sobald sie ernsthaft zu arbeiten beginnt.
Es brauchte schon immer nur wache Augen, eine Stimme, die die eigene ist, und ein Herz, in das
mehr als die eigene Altersvorsorge reinpasst. Dota weiß, wer sie ist, und sieht die Dinge, die sie
mit der Welt, in der sie lebt, verbinden und von ihr trennen. Dinge, die ihr Hoffnung geben und
die sie abstoßen – denen sie in ihren Songs mit Ehrlichkeit (Das wogende Meer) oder beißender
Ironie (Milliardäre) begegnet.
Text: Francesco Wilking