Wenn wir die ökologische Krise verstehen wollen, müssen wir die Arbeitswelt verstehen. Denn es ist die Arbeit, durch die die Gesellschaft ihren Stoffwechsel mit der Natur vollzieht. Arbeitspolitik ist daher für den Soziologen Simon Schaupp stets auch Umweltpolitik – oder ‚Stoffwechselpolitik’. Dabei spielt die Natur selbst eine aktive Rolle: Je weiter ihre Nutzbarmachung vorangetrieben wird, desto drastischer wirkt sie auf die Arbeitswelt zurück.
Schaupp zeigt diese enge Verbindung von Arbeit und Natur anhand historischer Beispiele: Ohne Moskitos sind weder Aufstieg noch Niedergang der Plantagenwirtschaft zu verstehen. Und in frühen Schlachtfabriken setzten streikende Arbeiter die Unternehmer unter Druck, indem sie die eben eingeführten Fließbänder zum Stillstand brachten.
Für unsere Zukunft bedeutet das: Soll die Erderwärmung zumindest verlangsamt werden, muss sich die Arbeitswelt verändern: Wir müssen aufhören, die Natur auszuschlachten, und ihre Autonomie endlich ernst nehmen.

Dr. Simon Schaupp, geboren 1988, ist Oberassistent am Lehrstuhl für Sozialstrukturanalyse der Universität Basel. Seine 2021 erschienene Dissertation Technopolitik von unten wurde mehrfach ausgezeichnet. Sein neuestes Buch Stoffwechselpolitik (2024) ist als Wissenschaftsbuch des Jahres 2025 nominiert.

In der Reihe Zukünfte denken

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