Ein Weltstar, zweifellos, einer der erfolgreichsten Jazzer im Erdenrund, der vor die Frage stellt, und das ist Jazz?

Avishai Cohen war der Kontrabassist von Chick Corea, er hat mit Bobby McFerrin gespielt, mit Herbie Hancock, Wynton Marsalis, mit der R’n’B-Sängerin Alicia Keys usw. Allererste Liga, das DownBeat Magazin nennt ihn “a jazz visionary of global proportions“.

Und gleichzeitig: Latin, Rock und Soul. Elektro, Folk und Pop. Und seine eigene Stimme. Und mediterrane Sounds, arabische, sephardische … Es sind ästhetische Himmel, die Avishai Cohen aufreißt, er ist Israeli, „Israeli zu sein, heißt multikulturell zu sein“, sagt er. Und: “Music makes one feel at home everywhere.” Jazz ist ein Lebensstil.

Mit 22 geht Cohen -  1970 in Kabri geboren im Norden Israels nahe der Grenze zum Libanon, aufgewachsen ist er in einer Familie mit spanischen, griechischen, polnischen Sounds  -  geht er nach New York, schlägt sich als Straßenmusiker durch, als Möbelpacker, Bauarbeiter. Und nimmt ein kleines Demo-Tape auf, das schickt er an Chick Corea, einen der Größten überhaupt, der hört sich Cohens Spiel an  -  und  engagiert ihn stante pede für sein New Trio.

Knapp sieben Jahr spielen und touren und produzieren die beiden, Chick Corea und Avishai Cohen, zusammen, 2004 geht Cohen zurück nach Israel, er hat seine Familie vermisst. Und wird  -  er ist Mitte 30  -  zum Grand Seigneur und Protegé einer Szene, in der sich die Jazz-Idee so rasant und kreativ entwickelt wie die Hightech-Branche im Land, ein Startup mit Jazz. „Den Gestus der Improvisation“, sagt Cohen beiläufig, „diesen ständigen Flirt mit Optionen sollte man auch aufs Leben anwenden.“

Also nimmt er, um ein Beispiel zu nennen, das Album „1970“ auf, zwölf Songs, die sich auf das besinnen, was ihn selber geprägt hat: „Meine Einflüsse sind meistens afrikanisch und definitiv afro-amerikanisch wie Stevie Wonder, wie Soul und Funk, die vor dem Hip-Hop kamen.“ Im selben Jahr, 2017 war das, komponiert und arrangiert er die Musik für die französische Filmkomödie "Le Sens de la Fete / Das Leben ist ein Fest", darin sein unfassbar schönes "Remembering".

Jazz? Avishai Cohen ist einer der wenigen, der diese Neugier zu wecken vermag, das Staunen darüber, dass Jazz ein Flirt ist. Selbst in dunklen Zeiten wie diesen, „Brightlight“ heißt sein neues Album, soeben erschienen, es ist frei von Politik. Ein Ort des anders Möglichen. Er wolle mit seinem Album „einen Funken Hoffnung in die Welt bringen", sagt Cohen, bei ihm ist das kein Werbesprech, sondern Sinn von Jazz. Ein Lebensstil: Vor vier Jahren, als Corona regierte, nahm eine 20jährige Drummerin in Tel Aviv ein Video auf von ihrem Spiel, Avisahi Cohen sah es und hörte ihr Spiel und engagierte Roni Kaspi vom Fleck weg, so wie er einst engagiert worden ist von Chick Corea, vorbehaltlos und spontan.

Mit Roni zusammen und mit seinem favorite pianist Guy Moskovich stellt Avishai Cohen sein neues Album jetzt tief im Westen vor, es wird das einzige Konzert in Deutschland sein auf ihrer Tournee, und natürlich werden sie nicht nur das Album spielen, sondern auch frühere Werke ... und vielleicht auch solche, die noch nie zu hören waren, wer will das wissen, das Leben ist ein Jazz.

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