Montag, 17.03.2025
um 19:30 Uhr




„Am deutschen Volk rächt sich sein Wahn und Rausch“ – Thomas Manns BBC-Rundfunkreden an „Deutsche Hörer“ von 1940-45

Kooperationsveranstaltung mit dem S. Fischer Verlag zum 150. Geburtstag und 70. Todestag von Thomas Mann im Jahr 2025

Die Originalaufnahmen der Ansprachen werden kommentiert von Hans Sarkowicz im Gespräch mit Ruthard Stäblein; Konzeption: Ruthard Stäblein

„Wo ich bin, ist Deutschland“ – trotzte Thomas Mann. Hitler hatte ihn ausgebürgert, als er noch in der Schweiz im Exil lebte. Und als er 1938 in die USA ging, schrieb er diesen Satz: „Wo ich bin, ist Deutschland“. Ja, man kann einem deutschen Bürger den Pass, aber einem Thomas Mann nicht das Deutschsein nehmen. Denn er verkörperte mit seinen literarischen Werken die deutsche Sprache, er repräsentierte die „deutsche Kultur“. Und er konnte sie überall hin mitnehmen.

Anfangs zögerte er noch, ob er seine Abscheu vor dem Nationalsozialismus gemeinsam mit den anderen Emigranten öffentlich aussprechen sollte. Dabei hatte er sich bereits lange vor 1933 gegen diese „Totschlagelust“ der Nazis empört, „diese Elendsmischung aus vermufften Seelentümern und Massenklamauk“. Denn er fürchtete noch anfangs im Exil, seine Bücher im Reich verboten zu sehen und seine Leser dort zu verlieren. Nachdem ihn insbesondere seine ältesten Kinder Erika und Klaus ermahnt hatten, wurde Thomas Mann jedoch ab 1936 immer kämpferischer und polemischer in seinen Worten gegen die Nazi-Barbarei. Erst recht, als er ab Oktober 1940 die Gelegenheit erhielt, für die BBC-Reden an „Deutsche Hörer“ zu halten, die der englische Sender ins Deutsche Reich ausstrahlte.

Zunächst noch appellierte er mit der „warnenden Stimme eines Freundes der Deutschen“ an die Vernunft, das Gewissen und die hohen Werte der „deutschen Kultur“, um seine Landsleute zum Widerstand gegen Hitler zu bewegen.

Bereits 1941, erwähnte er „Massenvergasungen“: „Was geschieht, wisst ihr, wollt es aber nicht wissen“. Aber bald schon erinnerte und ermahnte er in seinen Rundfunkreden daran, dass die Deutschen für ihre Verbrechen „zahlen“ müssen, dass auf die Bombardierung des englischen Coventry die Bombardierung seiner Heimatstadt Lübeck, dass auf Schuld Sühne folgen muss.

Und doch berief er sich, hoffte er, auf die Rückkehr eines „freien Geistes“, einer wahrhaft „deutschen Kultur“.

Mit seiner klar artikulierenden, eindringlichen Stimme gewinnt Thomas Mann noch beim Wiederhören seiner Reden eine Präsenz, ja eine Aura, die weiter ausstrahlt.

Bild: Thomas Mann, Fotografie von Carl van Vechten, 1937 (Van Vechten Collection at Library of Congress, gemeinfrei via Wikimedia)

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

Das könnte auch interessant sein

Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen - Der Bruderstreit im Hause Mann – Im Briefwechsel zwischen Thomas und Heinrich Mann
Salon kontrovers: Briefe – schreiben und lesen - Trotz Zwist vereint – der Briefwechsel zwischen Thomas Mann und seiner ältesten Tochter Erika Mann