Im letzten Sommer überschlugen sich die Ereignisse, so wie sie es ja meistens tun. Doch diesmal schlug ich nach. Und zwar bei Tucholsky. Und ich schlug an, Gitarrensaiten nämlich. Und auf einmal konnte ich dem Wahnsinn da draussen mit einem anderen Blick entgegen sehen, mit einem Lächeln vielleicht, wenn auch einem schiefen und einem schüchternen Glitzern utopischer Hoffnung im linken Auge. Denn der alte, nun bald hundert Jahre tote Tucholsky, hat sich mit sehr ähnlichem Unbill herum schlagen müssen, wie wir hier. Oft sogar schlimmerem. Und er hat das alles so präzise und scharf und doch mit der Freude am Absurden beschrieben, das es auf eine Art erbaulich ist, wie ich es mir kaum vorstellen konnte. Und deshalb hab ich zu den Texten die mir am genauesten beschrieben haben, was ich selbst nur schwer beschreiben kann, Melodien erfunden. Diese habe ich dann mit meinem alten Freund Wolfgang Lehmann an diversen Vormittagen in seinem Studio direkt am Wiener Prater aufgenommen. Meist in kurzen Hosen. Wir haben alle Instrumente gespielt die nötig waren und aus denen wir die Geräusche holen konnten, die wir in den Texten gehört haben. Und dann haben wir noch unsere Freundin Astrid Noventa für diverse Tasten und Gesänge und unseren Freund Matthias Frey mit seiner Geige eingeladen. Und nicht zuletzt meine Kinder, die das gegeigt und gesungen haben was sie bei der Entstehung der Lieder bei uns daheim sich ausgedacht haben. Thomas „Kantine“ Pronai hat das ganze dann noch im Burgenländichen Schilfland mit seinem Master Wind versehen und schon war ein Album fertig, dass uns ziemlich gut durch diese Zeiten hilft. Denn wem möchte man es nicht in die wohlige Rechtsaffenheit hineinentgegen singen: Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann denken wir gleich wir seinen gut.

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