Albert Camus gehört zu den faszinierendsten Gestalten des 20. Jahrhunderts. In seinen Romanen, seinen philosophischen Essays und Theaterstücken stellt sich der französische Nobelpreisträger in schonungsloser Weise den existenziellen Sinnfragen des Menschen nach dem von Friedrich Nietzsche verkündeten „Tod Gottes“. Dennoch war Camus kein dogmatischer Atheist. Im Gegenteil, in der Résistance arbeitete Camus auch eng mit Christ:Innen zusammen. Nach 1945 forderte Camus in einer Rede vor den Dominikanern in Paris einen Dialog zwischen Christen und Nichtchristen. Denn trotz seiner eigenen heidnischen Natur seien für ihn die „christlichen Sorgen“ stets wichtig gewesen.

„Camus unterläuft den üblichen Gegensatz zwischen Religion und Atheismus“, sagt der in Wien lehrende Religionsphilosoph Professor Hans Schelkshorn. Denn Camus hält auch als Agnostiker an einem „Sinn für das Heilige“ fest. Das Heilige liegt für Camus jedoch nicht in der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, sondern in der überschäumenden Macht des Lebens und in der Schönheit der Natur, die er bereits in den frühen Essays beschrieben hat. Welche Aktualität Camus‘ Denken inmitten der gegenwärtigen Krise von Religion und Glauben hat, soll aus religionsphilosophischer Perspektive beleuchtet werden.

Prof. Dr. Dr. Hans Schelkshorn ist Vorstand des Instituts für interkulturelle Religionsphilosophie der Universität Wien und seit 2014 Präsident der Wiener Gesellschaft für interkulturelle Philosophie.

Einlass 19.00 Uhr

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